Die Fahrt nach Büdingen in Hessen (Wetterau) verlief nach verspäteter Abfahrt flott und problemlos. Am Vogelsberg gelegen, hat die Stadt mit ihren etwa 15.000 Einwohnern noch gut erhaltene Stadtmauern aufzuweisen und war im 15. und 16. Jahrhundert ein Zentrum der Hexenverfolgungen. 485 „Hexenprozesse“ mit meist tödlichem Ausgang wurden geführt (und weltweit hunderttausend Hexen verbrannt, davon nur 10% Männer).
Die ehemalige Kaiserpfalz Büdingen hat eine evangelische Marienkirche, ein Rathaus aus dem Jahre 1458 und bot Luther auf dem Weg ins Versteck auf der Wartburg die Gastfreundschaft des Hauses Isenburg.
Wir durften in einem der alten Türme der Stadtmauer einen Hexenprozess, gespielt von echten Schauspielern, erleben und konnten so Einblick nehmen in diese grausame Zeit.
Nach kurzem Imbiss auf dem historischen Marktplatz ging es dann weiter in den Hessenpark bei Neu-Anspach. Dieses Freilichtmuseum bietet historische Landschaft, Windmühlen, Vorführungen, Ausstellungen und Veranstaltungen. Auch hier wurden wir von echten Schauspielern in das Leben vor 400 Jahren eingeführt, und manchem mochte der Gedanke gekommen sein, wie die das wohl überlebt haben.
Nach einem Erfrischungstrunk ging es dann weiter nach Friedrichsdorf, einem Städtchen, das 1687 von Hugenotten besiedelt wurde. Viele Hugenotten, calvinistische Protestanten Frankreichs, kamen im Jahre 1572 nach Paris, um die Heirat des Protestanten Heinrich von Navarra mit der katholischen Prinzessin Margarethe von Valois, der Tochter der Katharina von Medici, zu feiern. Doch die mächtige Königinmutter ließ Tausende Hugenotten in der Bartholomäusnacht ermorden. Der spätere König Ludwig der Vierzehnte ließ hundert Jahre danach die überlebenden Hugenotten aus Frankreich vertreiben.
Durch die Besiedlung von Friedrichsdorf blühte das ganze Land auf. Friedrichsdorf wurde auch durch Christoph Stemler zur „Stadt des Zwiebacks“, und Marie Heusel aus Friedrichsdorf gründete das Spielkasino in Bad Homburg und später in Monte Carlo. Philipp Reis, Erfinder des Telefons, Theodor Haller mit seinen Haller-Nudeln und Emil Pauly mit Milupa sind Kinder von Friedrichsdorf. Bis zum 1. Weltkrieg wurde hier noch französisch gesprochen und auch die Nähe zum Limes und zur Saalburg macht die Gegend geschichtsträchtig.
Einen Höhepunkt ganz besonderer Art erlebten wir auf dem Gelände der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“. Diese im Jahr 1830 von Joseph Smith in den USA gegründeten „Mormonen“ kommen aus dem Mormonenstaat „Deseret“ am Großen Salzsee und wurden nach Verzicht auf die 1853 eingeführte Mehrehe 1896 als Staat „Utah“ in die USA aufgenommen. Durch weltweite Missionierung sind sie weltweit auf ca. 14 Millionen Mitglieder angewachsen und haben unter vielen anderen auch einen Tempel in Friedrichsdorf.
Zum Schluss noch ein ganz großes Dankeschön an Ingrid Rahn, die alles penibel vorbereitet hat und unser Wissen über unsere Heimat wieder einmal ganz prächtig aufgemöbelt hat.
Klaus Fußer
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